Das denkmalgeschützte Gebäudeensemble

Der Mühlenhof ist umsäumt von den vier wichtigsten Gebäuden, dem Hauptgebäude, der Bäckerei, der Scheune und der Schneidemühle. Dominiert wird der Hof durch die alte Esche, die im Sommer im Hof Schatten spendet. Zwischen der Schneidemühle und dem Hauptgebäude fließt der Mühlgraben in den historischen Gewölbetunnel, der erst am östlichen Ende des Grundstücks wieder in den Mühlgraben mündet.

Das Mühl - und Wohnhaus

Das Hauptgebäude beherbergt die Mühle und die Wohnräume. Bei der Sanierung des Gebäudes wurde erkennbar, dass es in der Vergangenheit mehrfach umgebaut wurde. Früher reichte das Hauptdach vom Dachfirst bis zur Außenwand oberhalb der Haustür. Die Mühle selbst befindet sich im linken Teil des Gebäudes und erstreckt sich über 5 Etagen.

Die Bäckerei

Die Bäckerei wurde noch unter der Regie des Rittergutsbesitzers im Jahr 1815 errichtet. Hier befand sich im Erdgeschoss die Backstube mit der mit Wasserkraft angetriebenen Teigknetmaschine. Im hinteren Teil des Gebäudes befand sich der „Altdeutsche Backofen“. In der oberen Etage über die Außentreppe erreichbar wohnte früher der Bäcker.

Bis in die 60-ger Jahre sind hier Brot und Semmeln in bester Qualität gebacken worden. Mit dem Mühlen-Bäckerwagen wurden so die Bewohner des Umlandes von Schieritz über Kaisitz und Kleinkagen sogar bis nach Meißen beliefert. In der Stadt Meißen waren es allein elf Stellen, an denen die Bürger Brot und Semmeln aus Schieritz kaufen konnten. Den größten Umsatz erzielte der Wagen stets an der Porzellanmanufaktur.

Nach altem Maß wurden aus zwei Zentner Mehl 150 kg Brot (1Schuss Brot = 50 Stück) gebacken. Für die Bauern der Umgebung wurden runde 8-Pfund-Brote als sogenannte Umtausch-Müllerei, d.h. Brot aus der Lohnbäckerei, für das gelieferte Getreide angeboten.

Heute beherbergt die Bäckerei vier kleine Ferienwohnungen und eine Gemeinschaftsküche.

Die Scheune

Im Erdgeschoss befanden sich die Ställe für Kühe, Schafe und Schweine. Im Keller lagerten man Vorräte wie Kartoffeln und Kohlen. Das Obergeschoss nutzte man als Scheune mit großer Toreinfahrt und Tenne.  Später war hier eine Wäscherolle über die vordere Außentreppe erreichbar.

Die Schneidemühle

Die Schneidemühle ist das älteste Gebäude des historischen Gebäudeensembles. Hier war zunächst ein Sägegatter untergebracht. Die große verbretterte Öffnung zu Straßenseite weist auf die frühere Funktion als Brettschneide-Mühle hin. Dieses kleine Sägewerk wurde ebenfalls durch Wasserkraft angetrieben. Vermutlich wurde das Sägegatter aber mit einem eigenen Wasserrad das sich an der Hofseite der Schneidemühle  befand (jetzigen Betonplatten) angetrieben. Später beherbergte die Schneidemühle eine mittels des Wasserrads angetriebene Dreschmaschine.

Das Energiehaus

Im Jahre 1900 wurde dem Mühlenbesitzer Otto Andrä die Genehmigung erteilt, ein mit Wasserkraft betriebenes Elektrizitätswerk an der Mühle zu errichten und die Mühle sowie das Schloss, das Rittergut, die Brauerei und Teile des Ortes Schieritz mit Lichtstrom zu versorgen. Hierzu wurde das sogenannte Lichthaus errichtet, dass sich als Backsteingebäude im Stil damaliger Elektrizitätswerke nicht in das Ensembles der anderen Fachwerksgebäude einfügt. Das Energiehaus beherbergt das Herz der Elektroanlage mit Turbine, Generator, Marmor-Schalttafel und Akku-Anlage. Einzigartig!

Das Helenewehr

Helenenwehr, so heißt das Stauwehr im Ketzerbach das das Wasser für die Schlossmühle staut. Es hat eine Breite von ca. 35 Metern und bildet einen Stau von ca. 1,60 m Höhe. Seitlich vom Wehr befindet sich die Schützenanlage, mit der der Wasserzufluss in den Mühlgraben reguliert werden kann. Der Mühlgraben fasst eine Wassermenge von etwa 400 Litern je Sekunde und ist 1300m lang. Doch auch im Ketzerbachtal ist der Klimawandel bemerkbar. Aufgrund der seit mehreren Jahren vorherrschenden, langen Trockenperioden erzeugen wir im Sommer nur sehr wenig Strom. Jedoch zeigt sich, dass im Winter mehr Wasser zur Verfügung steht.

Der Mühlengraben

Der Mühlgraben teilt sich im Wesentlichen in drei Teile auf, dem oberen Graben mit dem Zulauf zu Mühle, dem Tunnel nach dem Wasserrad und dem unteren Graben, der in den Ketzerbach fließt.

Vom Wehr aus zieht sich der obere Teil des Mühlgrabens über etwa 900 Meter bis zur Mühle. Entlang des Grabens findet man alte Eschen- und Erlenbestände. Der obere Graben speist zudem den reaktivierten Teich.

Auf den letzten Metern vor der Mühle ist der Graben in Stein und Beton gefasst. Dieses mündet in das eichene Wasserbett, von wo aus das Wasser auf das Mühlrad oder den Überlauf nach unteren stürzt. Früher war hier ein separater Zulauf zur Turbine vorhanden. In der Mitte des hölzernen Wasserbetts befindet sich die Klappe, die beim Anheben den Zulauf auf das Wasserrad freigibt. Solange die über die Ketten bewegbare Klappe geschlossen ist, fließt das Wasser über den Überlauf. Die Klappe wird vom Walzenboden im inneren der Mühle über ein hölzernes Rad und eine Kette händisch gesteuert.

Hinter dem Mühlenrad fließt das Wasser in einem etwa 150 Meter langen Tunnel bevor es am östlichen Ende in den unteren Graben mündet. Nach weiteren 300 m mündet der Mühlgraben wieder in den Ketzerbach.

Das Mühlenrad

Das Mühlenrad ist ein oberschlächtiges Wasserrad aus Eichenholz, mit einem Durchmesser von 3,90 m und einer Breite von 1,80 m. Bis 1975 war es in Betrieb und treib neben der gesamten Mahltechnik in dem Hauptgebäude auch die Teigknetmaschine in der Bäckerei und das Sägegatter, später die Dreschmaschiene in der Schneidemühle an. Mit der Außerbetriebsetzung begann der Verfall des Wasserrades, denn das Holz ist auf eine ständige Durchfeuchtung und eine regemäßige Bewegung angewiesen. Ohne dem trocknet das Holz unregelmäßig und verformt sich.

Erst 1996 konnte das alte Wasserrad mit Mitteln des Denkmalschutzes und Eigenmitteln der damaligen Besitzer durch ein neues Wasserrad ersetzt werden. Die Mühlenbaufirma Gottfried Schumann aus Mulda bei Freiberg baute das neue Mühlenrad und fügte es am alten Platz auf eine neue hölzerne Welle ein. Nachdem der Mühlgraben nach einer Grundreinigung wieder geflutet werden konnte, konnte am 10.12.1996 das neue Mühlenrad erstmals in Gang gesetzt werden.