Die Turbine

Mit dem Wasser aus dem Mühlgraben wurde neben dem Mühlrad auch eine Francis-Spiral-Wasserturbine mit einer Leistung von 4,7 kW bei einem Wasserbedarf von 150 l / s und einer Fallhöhe von 4,30 m, angetrieben. Der lokale Hersteller der Turbine war die Firma Schindler & Grünewald in Meißen. Die Turbine war erforderlich, um unabhängig vom Mühlenbetrieb jederzeit Strom produzieren zu können. Es handelt sich um eine regulierbare Francis-Spiralturtbine mit 550mm Laufraddurchmesser und liegender Welle. Mit dem Stellrad konnten die Leitschaufeln für die Wasserzuführung verstellt werden, wodurch die zugeführte Wassermenge und die Leistung reguliert wurden.

Der Generator

Die Turbine trieb den Generator an. Dieser ist ausgelegt für 1000 U / min und lieferte bei einer Spannung von 120 bis 160 Volt eine Stromstärke von 68 / 44 A. Der im Generator erzeugte Gleichstrom wurde vollständig in die Akkumulatorenzellen eingespeist. Die gesamte Anlage einschließlich Schalttafel und Akku-Anlage wurde von der Dresdener Firma Sauerbrey & Kostorz errichtet.

Die Schalttafel

Auf der Schalttafel aus Marmor sind alle wichtigen Messinstrumente angeordnet, die für die Überwachung des Generators, der Spannung im Netz sowie der Sicherungen für alle angeschlossenen internen und externen Stromkreise erforderlich war. Von hier aus wurde die gesamte Energieerzeugung und -verteilung gesteuert.

Die Akkumulatoren

Die Notwendigkeit der Speicherung der Energie hatte der damalige Besitzer der Mühle schon erkannt und komplettierte die Elektroanlage um eine Akku-Anlage mit 60 Bleiakkumulatoren. Es handelte sich um offene Zellen mit Bleielektroden und Schwefelsäure. Die Kapazität der Anordnung betrug 54 Ah. Als maximaler Entladestrom wurde 18 A angegeben. Durch die offene Bauweise war der Wartungsaufwand erheblich. Der Säurestand und die Dichte mussten regelmäßig überprüft und destilliertes Wasser nachgefüllt werden.

Mit den Akkus wurde nicht nur Energie gespeichert, sondern insbesondere Stromschwankungen durch den unregelmäßigen Wasserzufluss ausgeglichen. Mit der Akku-Anlage wurde letztendlich 110 Volt Gleichstrom erzeugt, der für die Eigen- und Fremdversorgung genutzt wurde. Die Akku-Anlage war bis 1964 gebrauchsfähig.

Im Jahre 1905 konnte die Versorgung aufgenommen werden. Bis etwa 1920 hat die Mühle die externen Abnehmer im Dorf, also das Rittergut, die Brauerei, die Schmiede, den Gasthof und einige am Weg liegende Häuser mit Strom für die abendliche Beleuchtung versorgt.

Frau Annemarie Kalmus, Tochter des letzten Müllers, berichtet: „Wenn im Schloss ein Fest veranstaltet wurde, erhellten die Kronleuchter die Räume und in der Mühle waren wir gezwungen, die Turbine die Nacht hindurch in Betrieb zu halten.“

Erst ab 1917 war die öffentliche Stromversorgung möglich und die Abnehmer schlossen sich dieser neuen Stromversorgung schrittweise an. Die Mühle wurde jedoch erst 1971 angeschlossen, sodass der in der Mühle erzeugte Strom bis dahin selbst verbraucht wurde.Die Errichtung einer solchen technischen Anlage in einem Dorf war für die damalige Zeit, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, eine Pionierleistung.