Geschichte zum Wehrbau

Größere Schäden am Wehr sind bisher stets dann eingetreten, wenn im Ketzerbach aufgrund extrem hoher oder langanhaltender Niederschläge höchste Durchflussmengen gemessen wurden.

Hochwasser 1941

Im Juni 1941 zerstörten zwei aufeinanderfolgende, verheerende Hochwässer das Wehr im Ketzerbach. Dabei wurde das 11 Meter breite Wehr weggespült. Die Mühle wurde zwar nach kurzzeitigem Stillstand vorübergehend mit einem Elektromotor angetrieben.

Dennoch musste das Stauwehr so schnell wie möglich wieder aufgebaut werden, denn die Mühle war in den Kriegsjahren für die Lebensmittelversorgung sehr wichtig. Da bei dem Hochwasser so viel Material abgetragen wurde, musste das neue Wehr auf 35 Metern Breite geplant und gebaut werden. Es wurde bereits 1941 von Pionieren der Wehrmacht und mit französischen Kriegsgefangenen als Übungsbau wiedererrichtet. Herrn Andrä erzählte uns, dass die Arbeiten schwierig waren, da der Fangedamm immer Leckagen hatte. Während der Bauarbeiten wurde das Wasser des Ketzerbaches vollständig durch den Mühlgraben geleitet, da die Auflage gemacht wurde, dass die Mühle auch während des Baus in Betrieb bleiben musste um die hungernde Bevölkerung zu versorgen.

Die Bilder zeigen den damaligen Wehrbau.

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Nachdem die Mühle aufgrund der Vorgaben durch die Politik seit 1960 nicht mehr genutzt werden konnte, war insbesondere das Wehr dem allmählichen Verfall preisgegeben. Das Wehr lieferte aber noch genug Stauhöhe um das 1996 mit Mitteln des Denkmalschutzamtes restaurierte Wasserrad zu Schauzwecken im Leerlauf bewegen zu können.

Hochwasser 2002

Leider zerstörte das Hochwasser im Jahr 2002 das Wehr vollständig. Vom 1. bis 13. August fielen Regenmenge von 250 mm, was 340 % des normalen Mittelwertes entspricht. Die Folge war eine bisher nur selten gesehene Flutwelle, die am 12. August sämtliche durch Anlandungen gebildete Inseln wegschwemmte. Die Wehrkrone, die aus Holzbalken bestand, wurde in einer Höhe von etwa 60 Zentimetern ebenfalls abgetragen. Somit waren ein Aufstauen und Ableiten des Wassers in den Mühlgraben nicht mehr möglich. Das Wasserrad stand abermals still.

Reste des Wehrs 10 Jahre nach dem Hochwasser

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Acht Jahr Genehmigungsverfahren zum Neubau des Wehres

Leider dauerte es aufgrund der blockierenden Haltung der Fischerreibehörde viele Jahre, bis zum Spatenstich zum Neubau des Wehrs. Dank des vorhandenen alten Wasserrechts, der Bedeutung der Mühle als Denkmal und der Unterstützung der anderen beteiligten Behörden, konnten wir trotz der Bedenken der Fischereibehörde nach 8 Jahren die Genehmigung endliche in den Händen halten.

Hochwasser 2013

Während der langen Verfahrensdauer wurden durch ein weiteres Hochwasser im Sommer 2013 nahezu alle sichtbaren Reste des Wehrs weggespült.

Zustand im Jahr 2014

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Bauphase

Nach der langen Verfahrensdauer mussten wir leider feststellen, dass die Kosten extrem gestiegen waren. Somit beschlossen wir, dass Wehr zum größten Teil selbst zu bauen. Ich kündigte meinen Job, kaufte einen alten LKW und einen Bauwagen, und richtete darin auf der Baustelle mein Baubüro ein. Wir optimierten den Bauablauf und lehnte die Bauweise des Wehrs an die lokalen Ressourcen an. Dadurch wurde das Projekt finanziell durchführbar.

Natürlich hätte der ganze Bau nicht funktioniert, wenn nicht unzählige Freunde, Bekannte und hilfsbereite Menschen mit Rat und Tat sowie mit Manneskraft und Engagement geholfen hätten. 1000 Dank dafür!

Ganz ohne Baufirmen und Lieferanten von Granit, Beton und Mietbaggern kamen wir natürlich nicht aus. Daher will ich auch ihnen und deren LKW-Fahrern, die Unmögliches möglich gemacht haben, danken.

Die vielen Wochen, die ich täglich um 7:00 Uhr in den LKW gestiegen und auf die Baustelle gefahren bin, haben sich gelohnt. Es war eine anstrengende, intensive aber auch eine sehr schöne Zeit, die ich mit Freunden verbringen konnte und in der ich das Bauwerk wachsen sehen durfte.

Am 31. Oktober 2016 floss zum ersten Mal wieder Wasser im Mühlgraben und das riesige Wasserrad begann sich wieder zu drehen. Es dauerte noch bis zum 26. November 2016 bis wir zum ersten Mal Strom erzeugten.

Das entstandene Stauwehr mit der Fischaufstiegshilfe wird aufgrund der naturnahen Bauweise sehr gelobt. Wir haben dafür sogar eine Auszeichnung im Sächsischen Landeswettbewerb 2019 für Ländliches Bauen in Sachsen vom Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft erhalten.

 

Auf den nachfolgenden Bildern sind einige wichtige Meilensteine der Bauphase festgehalten. Im Dach der Mühle gibt es eine Fotoausstellung zum Bau des Wehres und der Fischaufstiegsanlage. Bei einem Besuch erzähle ich Ihnen gern von unseren Erlebnissen und den Herausforderungen, die dabei gemeistert wurden.

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Am 1. Mai 2016 kam der 22-Tonnen-Bagger und mein Freund Willi und wir legten los.
Nach einem Tag hatten wir den Bach umgeleitet und kämpften mit dem Schlamm.

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Nach ca. 2 Wochen konnten wir das Fundament gießen. Danach wurden die Mauern gegossen.

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Auf die Bodenplatte bauten wir zügig die Wehrmauern und den Wehrkörper in Treppenbauweise, was nur 1 Woche dauerte.

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Das Bild zeigt das fertige Stauwehr mit Tosbecken kurz vor der ersten Wasserberührung. Ich küsste den letzten Stein und war unglaublich froh. Jetzt musste nur noch die Fischaufstiegsanlage gebaut werden.

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Das letzte Bild zeigt das fertiggestellte Wehr mit Fischaufstiegsanlage, fotografiert von Herrn Schmid (Dorfhistoriker) im August 2016 nach nur dreieinhalb Monaten Bauzeit.